Was ist Neurodivergenz
- Nina Payer
- 23. Mai
- 3 Min. Lesezeit
Neurodivergenz. Ein Begriff, der in den letzten Jahren immer häufiger auftaucht – auf Social Media, in Podcasts, in Gesprächen über Identität, Gesundheit und Anderssein. Vielleicht fragst du dich auch: Was bedeutet das eigentlich – und was hat es mit mir zu tun?
In diesem Artikel geht es nicht um Diagnosen oder Etiketten. Es geht um ein Verständnis davon, wie unterschiedlich menschliches Denken, Fühlen und Wahrnehmen sein kann – und warum das weder falsch noch ungewöhnlich ist. Sondern einfach: anders.

Neurodivergenz – was steckt hinter dem Begriff?
Neurodivergenz beschreibt Menschen, deren Nervensysteme anders funktionieren als das, was als „neurologisch typisch“ gilt – also neurotypisch.
Dazu zählen zum Beispiel:
ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitätsstörung)
ASS (Autismus-Spektrum-Störung)
Lern- und Wahrnehmungsbesonderheiten (z. B. Legasthenie, Dyskalkulie)
Hochsensibilität (auch wenn nicht medizinisch eingeordnet)
Aber: Neurodivergenz ist kein Stempel. Es ist keine Krankheit.
Es ist eine Beschreibung für eine andere Art, die Welt zu erleben.
Warum dieser Begriff hilfreich sein kann – und wo er an Grenzen stößt
Ganz oft höre ich von meinen Klientinnen Sätze wie:
„Ich habe immer gedacht, ich bin einfach zu empfindlich.“
„Ich bin ständig überreizt – obwohl ich doch schon so viel ausprobiert habe.“
„Ich kann nicht mehr – ich bin immer erschöpft, aber ich weiß nicht, warum.“
Der Begriff Neurodivergenz kann hier ein Schlüssel sein. Kein Etikett, sondern eine Erklärung, die mehr Verständnis, mehr Mitgefühl – und weniger Selbstverurteilung erlaubt.
Unerkannte Neurodivergenz führt in unserer Gesellschaft, die auf neurotypische Menschen ausgelegt ist, oft zu zahlreichen Folgeerkrankungen, sogenannte Komorbiditäten, wie Ängste & Depressionen, Schlafstörungen, Zwangsstörungen oder Substanzgebrauch. Diese Komorbiditäten sind keine Ausnahmen, sondern eher die Regel im neurodivergenten Spektrum. Sie zeigen auch, wie komplex das menschliche Nervensystem arbeitet – und dass viele Symptome gar nicht isoliert betrachtet werden sollten.
Neurodivergenz & Nervensystem – wie hängt das zusammen?
Menschen mit neurodivergenten Prägungen haben ein Nervensystem, das schneller anspringt, stärker reagiert – oder sich schwerer beruhigt. Das zeigt sich zum Beispiel in:
Reizoffenheit & Erschöpfung
innerer Unruhe & Konzentrationsschwierigkeiten
starker Bedürftigkeit nach Rückzug oder Struktur
Schwierigkeiten, alltägliche Anforderungen zu „managen“
Viele haben bereits verstanden, was sie brauchen – können es aber im Alltag nicht umsetzen. Warum? Weil Regulation nicht nur auf der kognitiven Ebene stattfindet, sondern auf Körperebene. Wo der Kopf längst Bescheid weiß, aber der Körper noch in Alarmbereitschaft ist.
Neurodivergentes Denken hat auch Vorteile
Ein zentrales Merkmal vieler neurodivergenter Denkstile ist das, was oft als vernetztes Denken beschrieben wird. Aber was bedeutet das eigentlich?
Neurodivergente Menschen…
denken oft in Zusammenhängen statt in Einzelschritten
erkennen Muster, Verbindungen und Wechselwirkungen
denken assoziativ, kreativ oder systemisch
erleben mehrdimensionales Denken, welches nicht nur einem klaren Weg folgt, sondern vernetzt und in viele Richtungen gleichzeitig verläuft.
Statt Schritt-für-Schritt denken sie oft vielschichtig, bildhaft, springend – und sehen dabei Zusammenhänge, die anderen verborgen bleiben. Dieses Denken kann herausfordernd sein, vor allem in starren Systemen – aber es ist auch eine starke Ressource für kreative, soziale oder analytische Prozesse.
Ein neuer Umgang mit dir selbst
Wenn du dich in diesem Text irgendwo wiedererkennst: Du musst dich nicht diagnostizieren. Du musst dich nicht mehr „optimieren“. Und du musst dich schon gar nicht mehr verbiegen.
Vielleicht geht es nicht darum, „normal“ zu funktionieren – sondern darum, mit deinem einzigartigen System Freundschaft zu schließen.
Neurodivergenz ist kein Mangel. Sie ist Teil einer menschlichen Vielfalt, die unsere Gesellschaft reicher, klüger und lebendiger machen kann – wenn wir lernen, ihr Raum zu geben.
Möchtest du weiterforschen?
Wenn du dich in diesem Text wiedererkennst, lade ich dich ein:
✨ Erforsche, wie dein Nervensystem tickt
✨ Erkenne deine Muster – ohne Urteil oder Bewertung
✨ Erlaube dir neue Wege zu gehen - Hand in Hand mit deinem Nervensystem.
Vielleicht brauchst du nicht mehr Disziplin – sondern mehr Mitgefühl.
Nicht mehr Anpassung – sondern mehr Verbindung zu dir selbst. 🤍
Möchtest du dabei Unterstützung? Dann klicke hier.
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